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Montag, 03.11.2025 12:57 Uhr | Ludwigsburg24, Ayhan Günes

Freiberg bleibt Tabellenführer – und kämpft mit sich selber

Der SGV Freiberg steht trotz einer Negativserie weiter an der Spitze der Regionalliga und wirkt doch wie gelähmt. Sechs Spiele ohne Sieg, verpasste Chancen, mentale Blockaden. Trainer Kushtrim Lushtaku spricht von innerem Druck, der das Spiel lähmt. Der Aufstieg bleibt möglich – doch der härteste Gegner ist derzeit das eigene Team.

Es ist wie im Finale eines Tennisspiels: Ein Team, das anfangs niemand so recht auf dem Zettel hatte, spielt sich in einen Rausch, gewinnt, dominiert und merkt plötzlich, dass da etwas Großes entstehen könnte. Der Aufstieg in die 3. Liga ist kein fernes Ziel mehr, sondern eine greifbare Möglichkeit. Doch genau in diesem Moment verändert sich etwas in den Köpfen der Spieler. Die Leichtigkeit weicht der Last des Erwarteten. Die Beine werden schwerer, die Gedanken langsamer und der Druck immer größer.

All das könnte erklären, was beim SGV Freiberg gerade passiert. Die Mannschaft von Trainer Kushtrim Lushtaku, die noch vor wenigen Wochen wie ein unaufhaltsamer Zug durch die Liga rollte, wirkt plötzlich gebremst. Nach dem 1:1 gegen Barockstadt Fulda-Lehnerz am 15. Spieltag der Regionalliga Südwest steht der Tabellenführer nun seit sechs Spielen ohne Sieg da. Der Vorsprung auf die Verfolger Mainz und Steinbach bleibt zwar bestehen, doch das Gefühl, alles im Griff zu haben, ist verschwunden.

Frühe Führung, frühe Ernüchterung

Dabei begann der Nachmittag vielversprechend. Nach 16 Minuten traf Marius Köhl mit einem platzierten Schuss aus 16 Metern zum 1:0. Sein letzter Ballkontakt, bevor er verletzt ausgewechselt werden musste. Nur wenig später nutzten die Gäste einen schnellen Konter zum Ausgleich: Dittmann traf aus der Drehung ins Eck (30.). Es war ein Tor, das passte zu Freiberger Wochen – eine Sekunde zu spät, ein Schritt zu zögerlich, ein Gegner, der daraus Kapital schlägt.

Bis zur Pause neutralisierten sich beide Teams. Die Partie blieb offen und symbolisch für den Zustand des Tabellenführers: engagiert, aber nicht zwingend und auch ohne Mut.

Überzahl ohne Wirkung

Nach dem Seitenwechsel übernahm Freiberg die Kontrolle, drückte, kombinierte und scheiterte am eigenen Abschluss. SGV-Neuzugang Andronache traf nach einer Doppelchance nur den Pfosten, Fulda verteidigte leidenschaftlich. Als Fuldas Hillmann in der 70. Minute Gelb-Rot sah, witterte der SGV seine Chance. Doch selbst in Überzahl fehlte die Wucht.

SGV-Trainer Kushtrim Lushtaku brachte es nach Abpfiff auf den Punkt: „Wir haben viel trainiert, viel gesprochen, aber wenig davon auf dem Platz umgesetzt. Unsere Körpersprache war in der ersten Halbzeit nicht gut. Fulda hat mit einem Mann weniger besser gespielt als vor dem Platzverweis.“

Blockade im Kopf

Lushtaku weiß, dass sein Team nicht an Talent scheitert, sondern an der eigenen Erwartungshaltung. „Die Jungs sind blockiert im Kopf. Sie wollen, aber sie denken zu viel. Ich versuche, ihnen den Druck zu nehmen und ihnen die Leichtigkeit wiederzugeben.“

Es sind ehrliche Worte eines Trainers, der spürt, dass das Problem tiefer liegt als im Spielplan oder in der Chancenverwertung. Der Platz war schlecht, das Glück fehlt, aber der Trainer lässt die Entschuldigung nicht gelten. „Auch der Gegner musste auf demselben Platz spielen.“

Zwischen Anspruch und Realität

Vier Punkte aus den letzten sechs Spielen – das steht in keiner Relation zu den Ambitionen eines Aufstiegskandidaten. Dass sowohl Verfolger Mainz 05 als auch Steinbach ihre Partien ebenfalls nur mit Remis beendeten, ist für den SGV Glück im Unglück. Doch mit jedem Unentschieden wächst die Erkenntnis, dass die Luft an der Spitze eben sehr dünn ist.

Am kommenden Samstag reist der SGV Freiberg nach Sandhausen. Es wird ein Spiel um Punkte, aber noch mehr um Selbstvertrauen. Denn eines steht fest: Der Tabellenführer führt zwar weiter die Liga an – doch im Moment vor allem einen Kampf gegen sich selbst.