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Team News
Montag, 01.12.2025 13:28 Uhr | Ludwigsburg24, Ayhan Günes

Wenn der Druck zum Treibstoff wird

Druck kann lähmen – oder das Gegenteil bewirken: Er macht wacher, schärfer, kompromissloser. Beim SGV Freiberg scheint Zweiteres zuzutreffen. Wochenlang schmolz das komfortable Polster an der Tabellenspitze, Spiel für Spiel, Punkt für Punkt. Doch seit der Vorsprung aufgebraucht ist, seit der Atem der Verfolger im Nacken zu spüren ist, zeigt die Mannschaft wieder jenes Gesicht, das sie zu Saisonbeginn in die Schlagzeilen brachte.

Beim 3:1-Heimsieg im Spitzenspiel der Regionalliga Südwest gegen den FSV Frankfurt präsentierte sich der Herbstmeister am Samstag so, wie man ihn lange nicht mehr gesehen hatte: entschlossen, zielorientiert, belastbar. Trainer Kushtrim Lushtaku fand dafür klare Worte: „Manchmal braucht es Druck, damit in einer Mannschaft etwas brennt. Und heute hat es gebrannt. Wir haben gespielt wie ein Team, das etwas zurückholen will – nicht wie eines, das nur verteidigen möchte.“

Frühes Statement: Kudala & Valpoort setzen Signale

Freiberg startete mutig, strukturiert, mit klaren Wegen nach vorne. Bereits in der 8. Minute folgte die Konsequenz: Ein langer Ball von Torhüter Grawe, ein technisch starkes Kopfverlängern von Valpoort und Julian Kudala blieb frei vor Keeper Held eiskalt. 1:0. Frankfurt antwortete, kam zu guten Szenen, doch der SGV blieb effizient wie in seinen stärksten Wochen. Kudala erklärte nach dem Spiel, was der Schlüssel zum Erfolg war: “Uns war bewusst, dass es bei diesen Platzverhältnissen nicht über das Spielerische gehen würde, sondern über Einsatz, Wille und Kampf.”

In Minute 25 das nächste Zeichen: Petö flankte an den zweiten Pfosten, Kudala legte per Kopf quer – Valpoort drückte zum 2:0 ein. „Genau solche Aktionen haben uns zu Saisonbeginn stark gemacht – direkt, mutig, ohne Angst vor Fehlern.“, sagte Lushtaku.

Zweite Halbzeit: Erwachsen gespielt, Entscheidung gesetzt

Nach der Pause stand Freiberg kompakt, wartete auf Momente statt auf Zufälle – und fand sie. In der 72. Minute setzte Valpoort mit seinem zweiten Treffer das 3:0, diesmal mit Tempo und Entschlossenheit ins kurze Eck. Frankfurt kam durch McDonald (75.) zwar noch heran, doch der SGV ließ sich nicht mehr aus der Struktur lösen. „Ich habe heute ein Team gesehen, das wieder an sich glaubt. Wir haben verdient gewonnen – nicht wegen Glück, sondern wegen Haltung.“, so Lusthtaku.

Die Analyse: Als es eng wurde, wurde Freiberg scharf

Auffällig: Je geringer der Abstand zur Konkurrenz, desto klarer die Leistung. Die Spielweise erinnert an einen Typ Mannschaft und an einen Typ Mensch –, der erst unter Druck funktioniert und Höchstleistung abruft.. „Als wir ein Polster hatten, waren wir vielleicht ein wenig bequem. Heute mussten wir liefern. Und die Jungs haben geliefert“, so Lushtaku.

Dieser Sieg könnte deshalb mehr sagen als nur der Tabellenstand. Es sagt etwas über die Charaktereigenschaft einer Mannschaft.

Ausblick

Freiberg ist zurück an der Spitze – aber nicht auf der Zielgeraden. Nächste Woche wartet das nächste Spiel in Mainz, und Lushtaku macht klar: „Wir freuen uns kurz. Dann arbeiten wir. Die Tabelle ist nur eine Momentaufnahme, aber die Leistung heute war ein Schritt in die richtige Richtung.“

Was bleibt, ist ein Eindruck: Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade jetzt, nachdem das Polster verbraucht war, die Energie zurückkehrte. Manche Teams funktionieren frei. Freiberg läuft erst, wo der Druck gewaltig ist zur Topform auf.